Planen, Strukturieren, Moderieren…

Rückblick auf Seminar 1 und Vorschau auf Seminar 2

Die ersten vier Seminare MI2 / Moduldidaktik „Medien und Informatik“ liegen hinter uns. Ich schreibe „uns“, denn alles ist immer ein Gemeinschaftswerk. Die Planung lag in der gemeinsamen Verantwortung von mir und Pascal. In Zukunft soll die Verantwortung für das Gelingen der Durchführung der Lehrveranstaltung auch noch viel mehr in der Verantwortung der Studierenden liegen. Das ist wohl insgesamt mein Ziel: Ich möchte, dass wir irgendwann dahin kommen, dass wir eine Art themenbezogenen Workshop statt ein Seminar durchführen. Die Eigenverantwortung der Studierenden ist mir auch deshalb wichtig, weil sie im 6. Semester kurz vor ihrem Berufseinstieg stehen und mit einem Mal komplett allein in der Verantwortung sind.

In der ersten Seminarsitzung ist das mit der Eigenverantwortung noch etwas schwierig, denn ich habe ziemlich viel geredet, ziemlich viel begründet, ziemlich viel wiederholt und ziemlich viel argumentiert (und das wohl auch viel zu schnell). Mit Informationen erschlagen, kann ich es wohl auch niemandem übel nehmen, dass zunächst kaum Fragen oder Antworten auf meine Fragen kommuniziert wurden. Diese Zentrierung auf die Person der Dozierenden muss sich klar noch ändern.

Auch wenn die Scratch-Aufgabe in der Mitte meines Redeschwalls etwas aus der Reihe sprang und für viele eventuell überraschend kam, würde ich dies wieder machen. Wir konnten so einander etwas besser kennen lernen und ein ganz grobes, abstraktes Verständnis von einem Programm kam ganz automatisch mit. In der kommenden Stunde wird es dann auch hoffentlich mit dem Aha-Effekt klappen, wenn wir über Schleifen, Variablen und Bedingungen sprechen.

Nach dem praktischen Teil erzählte ich noch etwas zum erziehungswissenschaftlichen Hintergrund unserer Modulplanung. Dies finde ich zwar wichtig zu komunizieren, um eine Transparenz herzustellen, aber das in einer PP-Präsentation zu machen, war dann doch recht trocken. Dies müsste man vermutlich etwas kürzen und direkt am Beispiel konkreter machen. Ich bin sicher, dass das Verständnis einer Kernidee noch nicht flächendeckend verankert ist und auch der Mehrwert dieser Herangehensweise nicht genug deutlich geworden ist.

Die Diskussionen zu moderieren ist kein Selbstläufer. Hier macht es noch Sinn mit verschiedenen Moderationstechniken zu arbeiten und provozierender zu argumentieren, um echter Konterpunkte zu setzen. Pascal traut sich da noch mehr zu, auch mal Schwachsinn zu erzählen, um alle ein wenig aus der Reserve zu locken.

In der kommenden Woche machen wir eine (halbe) Einheit zu gutem Unterricht. Die Idee kam von Pascal und ich finde sie super, denn so schaffen wir ganz vielseitige Ziele zu verfolgen:

  • Transfer zu anderen Lehrveranstaltungen der PH (Auffrischung und Vertiefung)
  • Auseinandersetzung mit den Kriterien Guten Unterrichts und Transfer auf MI-Unterricht (dabei Auseinandersetzung, was MI Unterricht eigentlich bedeutet und welche Gemeinsamkeiten das Modul MI mit anderen Fächern hat und welche Unterschiede bestehen)
  • Auseinandersetzung mit bisherigen Erfahrungen im Praktikum
  • persönliche Definition von Kompetenzzielen für Lehrpersonen MI
  • Auseinandersetzung mit der Rolle als MI-Lehrperson, Praxistransfer
  • und für uns: Zieldefinition des Seminars darf nicht nur sein, Fachwissen zu vermitteln, sondern auch fachdidaktisches Wissen und überfachliche Kompetenzen

Ich freue mich sehr auf die Diskussionen und hoffe, dass mein persönliches Ziel „Transfer der Kriterien Guten Unterrichts auf die Rolle der Lehrperson bzw. auf die persönlichen Lehr-Kompetenzen“ gelingt. Lt. Hattie (zum schnell draufgucken, wissenschaftlicher) hängt so viel an der Lehrperson und deren Persönlichkeit, dass wir dies unbedingt an vorderster Front besprechen müssen und jeder Student und jede Studentin dies für sich definieren können muss.

Ich muss wohl noch etwas zu meiner Belastbarkeit und zum meinem eigenen Anspruch schreiben, denn gerade überfordern mich die Lerntagebucheinträge und vor allem die Bewertung dieser noch sehr. Aber darüber muss ich erst noch nachdenken. Dies folgt im nächsten Artikel.

 

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Debut: Medien und Informatik 2 / Moduldidaktik

In dieser Woche startet die Lehrveranstaltung MI2, ein zweites obligatorisches Medienmodul für alle MST-Studierenden. Ziel ist es, die angehenden Lehrpersonen im Bereich Medien und Informatik mit den didaktischen und fachlichen Kompetenzen zu versorgen, die für guten Medien-und-Informatik-Unterricht in der 5. und 6. Klasse notwendig sind.

Ich gebe diese Veranstaltung als junge Dozentin: motiviert, unerfahren, engagiert, fachlich nicht perfekt sattelfest, gut vorbereitet, etwas nervös. Eigentlich genauso wie mein bisheriges Arbeitsleben bisher auch gelaufen ist.

Pascal und ich bereiten die Veranstaltung seit geraumer Zeit vor, planen, strukturieren, sortieren. Bereits bei den ersten Auseinandersetzungen mit den Zielen und Inhalten wurde deutlich, dass wir in 10 Wochen gar nicht alles ansprechen können, was uns wichtig erscheint. Mit 2 ECTS müssen wir schaffen, dass die Studierenden eine komplette Fach-/Moduldidaktik verinnerlichen: fachlich (wo wir hin und wieder „Neuland“ betreten werden) und didaktisch (wo wir allgemeindidaktische Erkenntnisse auf den Informatikunterricht übertragen werden und ganz nebenbei noch medienpädagogische und -didaktische Aspekte anreissen müssen). Dazu kommt, dass die Studierenden mit Praktikumsnachbereitung bzw. Bachelorarbeitsvorbereitung beschäftigt sind und wahrscheinlich unsere Auffassung, dass MI2 das wichtigste Fach des ganzen Studiums ist, nicht teilen werden 😉

Was bleibt also? Das stetige Gefühl, dass gar nicht alle Übungen, Perspektiven, Aufgaben oder Aspekte diskutiert werden können, was bei mir noch häufig die Sorge des Scheiterns auslöst und der Glaube an die Exemplarität. Wenn wir realistisch und kompetenzfördernd denken, dann können wir Angebote machen: Themen, Material, Verfahren / Prozesse / Methoden, aber wir können keine Zweijahresplanung vorplanen, die dann 1 : 1 übernommen werden kann. Dies erscheint aufgrund der Vielfalt, Grenzenlosigkeit und Schnelllebigkeit des Faches auch unsinnig.

Fazit: Scheinbar muss ich also die Lücken und ausgelassenen Themen – also das Scheitern? – akzeptieren und an an den verbliebenen Themen kompetenzorientiert arbeiten, in die Tiefe gehen und mehrperspektivisch diskutieren, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, Ihre und die die institutionell vorgegebenen Kompetenzziele zu erfüllen.

 

 

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