Mediennutzung von Jugendlichen

Heute mal ein Gastbeitrag eines Teilnehmers des TUDfolio-Projektes. In der Lehrveranstaltung „Medienforschung und berufliche Bildung“ ging es um die Zielgruppen beruflicher Bildung. Hier die Reflexion des Studenten: 

Hallo und guten Abend/Tag/Morgen (Je nachdem wann sie dies lesen),

ich studiere Lehramt für Berufsschule in den Fächern Holztechnik und Physik an der TU Dresden. Im Rahmen dieses Studiums belge ich momentan ein Seminar über ‚Medienforschung und berufliche Bildung‘. Dabei ist es natürlich interessant sich mit der Mediennutzung von dieser Zielgruppe (Azubis und Schüler) zu beschäftigen. Dies habe ich in Form eines ePortfolios getan. Einen Teil davon möchte ich hier darstellen, um so für manche Aspekte eine Diskussion eventuell anzuregen.

Zuerst haben wir in der Vorlesung das Medienverhalten anhand der Shell-Jugendstudie und der JIM-Jugendstudie analysiert.

Die beiden Studien, die in der Vorlesung analysiert wurden, die Shell-Jugendstudie und die JIM-Studie, beschäftigen sich mit der Nutzung von Medien und Internet bei Jugendlichen. Diese Mediennutzung wird in diesem Beitrag nochmals reflektiert.

Durch den Siegeszug der Smartphones hat sich auch erwartungsgemäß die Nutzung von Internetdiensten nochmals erhöht. Dies zeigen die Studien sehr deutlich. Natürlich spielte Internet bei den Jugendlichen schon vorher eine große Rolle, da sie auch damit aufgewachsen sind. Die weite Verbreitung von Computern und letztendlich auch dem Internet vollzog sich parallel zu ihrer eigenen Entwicklung. Während ich erst in der 6. Klasse Zugang zu einem Computer daheim hatte, haben die heutigen Jugendlichen bereits von der Kindheit an Zugang zu Internet und Computer. Daher verwundert es nicht, dass sie damit auch sehr offen umgehen. Mit den Smartphones wurde dieser Trend dann noch verstärkt Die Jungendlichen können nun immer online sein. Daher verwunderte es mich auch nicht, dass die Zeiten, die täglich im Internet verbracht werden relativ hoch sind. Schließlich kann man mittlerweile fast alles im Internet erledigen, von Einkaufen über Kommunikation bis hin zu Fernsehen oder andere Videos ansehen. Was mich jedoch bei den Ergebnissen der Studie erschreckt hat ist die Nutzung über den Tagesverlauf betrachtet. Das erste was die Jugendlichen morgens machen, teilweise noch vor dem Aufstehen, ist online zu gehen und zu schauen, was sie die Nacht über bei Facebook verpasst haben. Am Abend dann erst verabschieden sie sich mit einem „Gute-Nacht-Post“ aus dem Netz. Ich selbst merke, wie mich das Internet egal ob beruflich oder privat immer mehr in Besitz nimmt. Ich baue mir mittlerweile bewusst Zeiten in meinen Tagesablauf ein, in denen ich Offline bin und auch weder Handy noch Laptop oder andere elektronische Geräte nutze. Ich merke wie mir solche Zeiten gut tun. Ich glaube auch wir müssen mehr als früher etwas für unsere realen Freundschaften tun, damit wir nicht irgendwann nur noch in der digitalen Welt leben. Dies hätte ich auch als Ergebnis in den Studien erwartet, dass sich Freundschaften immer mehr digital vollziehen. Doch die Studie zeigt, dass reale Freundschaften immer noch einen hohen Stellenwert haben. Trotzdem sollten wir diese Zeit finde ich bewusster wahrnehmen. In dem Kontext fand ich einen Artikel im STERN sehr interessant, in dem ein Reporter die Mediennutzung in seiner Familie analysiert und beobachtet, wie dieses ständige Online-sein die Gespräche in der Familie vermindert. Leider kann ich im Stern-Archiv nicht auf diesen Artikel zugreifen, um diesen hier zu posten. Daher hier nur die Links einmal zu einer Videokurzfassung dieses Artikels und einmal zur kompletten Ausgabe aber in Kleinformat: http://www.stern.de/magazin/heft/stern-nr-33-982012-isolation-1873869.html und http://www.stern.de/magazin/emagazine/diese-woche-im-stern-isolation-1874679.html. Bei allen Vorteilen die das Internet bietet, ist dies doch ein Aspekt, bei dem wir doch einen bewussteren Umgang mit dem Internet zu erlernen, um nicht irgendwann in der iSolation zu landen.

Interessant weiterhin bei der Analyse des Tagesverlaufs der Internetnutzung fand ich, dass die Schule eigentlich der einzige Ort und die einzige Zeit am Tag ist, wo die Schüler nicht online sind. Dabei finde ich steckt gerade dort wirklich Potential für neue Wege sich Wissen anzueignen. Bei Prüfungen und anderen Lernerfolgsüberprüfungen ist es natürlich schwierig zu überprüfen, ob die Leistung dann wirklich die des Schülers ist, wenn er das Internet als Hilfe nutzen darf. Schließlich findet man mittlerweile im Internet zu fast allen eine Antwort. Aber im normalen Unterricht gibt es vielfältige Einsatzzwecke, So können zum Beispiel aktuelle Informationen aus dem Netz geholt werden, oder auch mal schnell etwas bei z.B. Wikipedia nachgeschlagen werden. Auch hat der Einsatz von digitalen Medien egal in welcher Form (eLearning-Szenarien, eBooks, …) den Vorteil, dass sie sich einfacher ändern lassen als analoge Medien. So können sie an neue Anforderungen aus dem Lehrplan oder neue Erkenntnisse aus der Forschung leichter angepasst werden und auch Fehler können leichter behoben werden. Ich denke da wird in den nächsten Jahren sich noch einiges tun im Bereich Neue Medien und Schule.

Anschließend habe ich anhand der JIM-Studie von 2010 und 2013 die Entwicklung der Mediennutzung innerhalb dieser drei Jahre verfolgt. Dies können sie in nachfolgender Tabelle sehen.

2010 2013
Computerbesitz Die Anzahl der Computer im eigenen Besitz bleibt weiterhin auf einen hohen Niveau, fast alle Jugendlichen haben nun eigenen PC.
Jedoch sieht man in der Studie von 2013 einen deutlichen Anstieg der eigenen Computer in der Gruppe der 18/19 Jährigen, während die anderen Gruppen annähernd gleich geblieben sind
In der Studie von 2010 wurde noch der Zugang zum Internet erfragt. Mittlerweile geht man davon aus dass eigentlich jeder daheim Zugang zum Internet hat. Daher wird dies nicht mehr erhoben. Dafür wird in der neuen Studie erfasst, ob die jugendlichen einen Laptop oder einen festen PC besitzen. Dabei erkennt man, dass Laptops deutlich beliebter sind, als stationäre Rechner. Dieser Trend wird sich meiner Meinung nach auch noch weiterentwicklen, wahrscheinlich sogar noch mehr Richtung Tablet-PCs, um eine höhere Flexibilität und somit Freiheit zu haben.
Nutzungsdauer und Orte 2010 nutzen die Jugendlichen nach eigenen Angaben das internet noch überwiegend an ihren Laptops/PCs und verbrachten nur 138 Minuten im Internet täglich. Mittlerweile haben viele Haushalte für den Zugang zum Internet das W-Lan für sich entdeckt. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Jugendlichen nun auch autarker in ihrem Zimmer im Internet surfen können ohne ihre Eltern zu fragen (nur noch 10 Prozent müssen um Erlaubnis fragen) Daher verwundert es auch nicht, dass sich die Nutzungsdauer täglich erhöht hat auf 179 Minuten (48 Minuten mehr als im Vorjahr).Dank dem Siegeszug von Smartphones gehen die Jugendlichen auch deutlich weniger mit Laptop/PC ins Internet sondern nutzen immer öfters ihr Smartphone. Ich persönlich finde die 3 Stunden, die die Jugendlichen hier als tägliche Internetnutzung angeben noch sehr gering. Wenn man so in der Straßenbahn und auf der Straße und auch in den Pausen in der Schule beobachten, sind sie eigentlich fast immer online und schauen über Youtube Videos oder ähnliches. Ich glaube die Jugendlichen nehmen dies aber gar nicht mehr so bewusst als Internetnutzung wahr. Sie benutzen selbstverständlich ihr Smartphone und aber dass sie da trotzdem im Internet sind glaube ich ist ihnen nicht so bewusst. Anders kann ich mir diese geringen Zahlen nicht erklären.Somit sind die beiden Hauptquellen, um ins Internet zu gelangen der PC und neuerdings eben auch das Smartphone. Andere Wege spielen eher eine untergeordnete Rolle
Inhalte der Internetnutzung An dem Nutzungsverhalten innerhalb des Internets hat sich in den drei Jahren wenig geändert. Einzig bei den Spielen gab es eine leichte Verschiebung. So nutzen die Älteren (16-19) ein bisschen mehr die Spiele während die Jüngeren sie etwas weniger nutzen.
 – Kommunikation 2010 war Instant-Messaging noch der zweitwichtigste Kommunikationsweg für Jugendliche nach Social-Networks Instant-Messaging über ICQ, Yahoo und andere Programme ist bei den Jugendlichen Out. Die Nutzung dieser Programme hat sich von 63% auf 25% in den drei Jahren reduziert. Diese Entwicklung ist auch irgendwie verständlich. Schließlich bieten die neuen Social-Networks wie Facebook und Co gleich eine solche Chatfunktion mit an. Also warum sollten die Jugendlichen sich dafpür dann extra ein Programm zulegen?
 – Unterhaltung Im Bereich Unterhaltung sind die beiden Hauptbeschäftigungen weiterhin Videoportale wie Youtube oder MyVideo zu nutzen und natürlich Musik am PC zu hören. Auch wenn sich die Reihenfolge etwas geändert hat. 2010 war Musikhören noch wichtiger nun sind es Videoportale. TV oder Radio über Internet zu hören spielt bei den Jugendlichen eher eine untergeordnete Rolle
 – Informations-beschaffung möchten die Jugendlichen Informationen finden, so nutzen sie noch deutlich mehr Suchmaschinen dafür, als vor drei Jahren. Interessant ist, dass sie auch deutlich mehr Infos sich einholen, die noicht mit Schule oder Ausbildung zu tun haben
 – Schule Der vergleich des Nutzungsverhaltens der jugendlichen im Internet im Kontext Schule lässt sich zwischen beiden Studien schwierig vergleichen, da sie einen anderen Schwerpunkt gewählt haben und so auch andere Sachen erfragt haben
2010 haben die Schüler das Internet zum lernen und Informationen suchen benutzt In der aktuellen Studie wird deutlich, dass das Internet nun weit vielfältiger für die Schule genutzt wird. Natürlich ist weiterhin die Informationssuche das bedeutende. Aber auch um sich über Hausaufgaben o.ä. mit Mitschülern auszutauschen wird es nun deutlich mehr genutzt. Interessant ist auch, dass Berechnungen und auch Präsentationen nun mittels internet durchgeführt/erstellt werden.

Interessant vor allem an der Studie von 2013 fand ich auch, dass die jugendlichen nicht mehr nur ein Medium gleichzeitig nutzen, sondern sehr oft wird Fernseher zusammen mit Chatten oder anderen Kommunikationsmöglichkeiten am PC verbunden.

Beim Stöbern in der JIM Studie von 2013 sind mir weiterhin zwei Grafiken sofort ins Auge gefallen, einerseits eine zu Cybermobbing, andererseits zur Privatsphäre in Social-Communities.

Diese Grafik hat mich schon sehr nachdenklich gestimmt. Fast jeder 4. unter 20 Jahren wurde oder wird im Internet gemobbt und fertig gemacht. Dies ist erschreckend. Ich weiß zwar nicht wie, aber irgendwie muss man dem Einhalt gebieten, das kann doch nicht sein. Auch wenn wir Lehrer eigentlich schon viel um die Ohren haben, so wird dies denke ich in Zukunft zusammen mit den Schulsozialarbeitern unsere Aufgabe sein dort aktiv zu intervenieren. Auch wenn ich, wie gesagt, noch nicht weiß, wie wir das schaffen sollen. Ich glaube auch, dass der Prozentsatz in der diesjährigen Studie noch weiter angestiegen sein wird.

Hier wäre interessant, wie Sie über das Thema denken und welche Möglichkeiten sie sehen, Cybermobbing den Kampf anzusagen.

Die Grafik der JIM Studie auf Seite 43 zur Einsehbarkeit persönlicher Daten fand ich in der Hinsicht interessant, als das man hier sieht, wie teilweise offenherzig die Jugendlichen Dinge posten. Vor allem wollen sie ihre Freunde und Bekannten an ihrem Leben teilhaben lassen und so posten sie vor allem viel über Hobbys oder auch Fotos was sie gerade so machen. Bei persönlichen Daten (bis auf email-Adresse) sind sie eher etwas zurückhaltender, was auch gut so ist. So geben sie Handynummern oder Dinge wo viel persönliches drin steht eher nur wirklichen Freunden frei und teilen diese nicht mit der gesammten Welt. Der Rückgang bei der Bekanntgabe von Instant-Messager-Nummern liegt meines Erachtens nicht daran, dass die Jugendlichen nun ein größeres Sicherheitsbewusst sein haben. Ich denke eher es liegt daran, dass Instant-Messaging aus der Mode kommt, weil dies in den SocialCommunities meist schon implementiert ist, z.B. bei Facebook.

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